Martin kommt mit dem Autoreisezug aus Wien. Frühstück, Abfahrt etwas verspätet,
Sauwetter am San Bernardino, Ankunft Genua 14Uhr, Abfahrt Fähre 16Uhr, etwas
knapp. Stefan und Thomas sind schon da, damit ist die Kernmannschaft (6 Leute)
komplett
Nacht auf der Fähre stickig (nie wieder Kabine). Lernen Andrea und Roland
sowie Marco kennen. Marco fährt mit 2 Franzosen nach Libyen, Andrea und
Roland schließen sich uns an, also sind wir zu acht. Roland hat seinen Paß
vergessen und kann kein
Französisch (und Arabisch schon gar nicht),
Hektik bei den Formalitäten am Hafen, geht am Ende aber alles
klar.
Weiterfahrt nach Nabeul, Martin überholt in Baustelle wie Sau, Andrea hinterher
und mäht ein Verkehrsschild um. Nix passiert. Steinewerfende Kinder.
Übernachtung in Nabeul im Hotel/Camping Jasmin, angenehm, aber teuer.
Ab in den Süden! Andreas Transalp zieht das Unglück an - erst die Sache mit dem
Verkehrsschild, dann ein Loch im Scheinwerferglas (Steinschlag) und jetzt ein Plattfuß.
Schlauchwechsel bei einem Straßencafe mit dutzenden gaffender und bettelnder Kinder.
Matmata Höhlenhotel Les Berbers - nettes Ambiente, aber stickig und
Flöhe ohne Ende.
Abends ne kurze Ausfahrt in ein Oued (=Wadi, ausgetrocknetes Flußbett).
Roland gibt auf und legt sich auf die Klappe, Martin auch. Aber nix passiert.
Rundfahrt durchs Dahar-Gebirge (ca. 200km). Teilweise auf Straße, teiweise
Schotterpiste. Nett, aber unspektakulär. Abends noch ein schönes Oued.
Leider ein etwas heftigerer Unfall: An der Tankstelle (=Laden mit gefüllten
Benzinkanistern) in Beni Kadesh bestaunen uns einige dutzend Kinder als ein
Radfahrer in die Gruppe rast. Ein Kind hat ein Loch im Kopf, wird von
Thomas (Beruf: Sanitäter) sofort vor Ort fachgerecht geklammert.
Auf einer problemlosen Piste von Matmata nach Bir Soltan. Von dort eine
Nebenpiste (nicht die Pipelinestrecke) über Ksar Tarcine nach Ksar Ghilane.
Die Nebestrecke ist offensichtlich schon lange nicht mehr befahren
(keine Spuren, Ksar Tarcine ist verlassen) und hat weniger,
aber dafür heftigere Sandverwehungen als die
Pipelinepiste. Etliche harmlose Stürze. Außerdem einige schöne
Oued-Durchfahrten. Vor Ksar Ghilane verpassen wir die Haupteinfahrt in die
Oase und quälen uns über Dünen und durch Bewässerungsgräben.
Frank und Martin sind hinterher so fertig, daß wir uns entschließen,
einen Tag Pause einzulegen. Übernachtung im Camp Le Paradi in Berber- bzw.
Militärzelten. In Ordnung, aber touristisch überlaufen.
Do., 30.9.99
Ksar Ghilane
Morgens der Versuch, den Ksar (=Kornspeicher, Ruine außerhalb der Oase)
durch die Dünen zu erreichen. Muß wegen zahlreicher Stürze, Ein- und
Ausgrabereien sowie beginnender Erschöpfung abgebrochen werden. Martin und
Stefan versuchen es am nachmittag nochmal - vergeblich. Den Rest des Tages
Ausspannen am Quellteich in der Oase, noch ein bischen Bolzen und Posen
im Sand an der Kameltränke. Abends fallen wieder Heerscharen von
Safaritouristen aus Djerba mit Jeeps ein.
Ein Tag voller Probleme. Zunächst hat die Tankstelle in Ksar Ghilane keinen
Sprit, das Tagesziel Douz zu erreichen, könnte eng werden. Dann legt sich Andrea
und prellt sich den Fuß, kann aber weiterfahren. Schließlich zieht auf der
Pipelinepiste ca. 20km nach Ksar Ghilane ein Sandsturm auf, als Franks Kupplung
verreckt. Wir haben Ersatzbeläge dabei und entschließen uns, die Sache vor
Ort zu erledigen. Ich opfere mein Zelt, wir schneiden es so zurecht, daß wir
Franks Twin einigermaßen sandgeschützt reinlegen können. Frank und Martin
tauschen mit wechselnder Assistenz in ca. 4 Stunden die Beläge.
Ca. 20km weiter nördlich an einer Pistenkreuzung liegt Bir Soltan (Bir=Brunnen) mit einem
kleinen Cafe als einzigem Gebäde in weitem Umkreis. Douz ist bei Tageslicht nun nicht
mehr zu erreichen. Wir treffen im Cafe zwei Motorradfahrer, die dort wegen der schwierigen
Straßenverhältnisse aufgegeben haben. Auch wir dürfen im Hof des Cafes
übernachten. Außerdem macht uns der Cafe-Betreiber für einen fairen Preis ein
Abendessen (Couscous) und ein hervorragendes Früstück. Sein Bruder fährt
für 40TD (ungefähr 65DM) über nacht ins 100km entfernte Douz und organisiert
Sprit für uns. Ohne diese beiden wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen.
Der Laden und seine Betreiber sind eine Empfehlung wert!
Die Weiterfahrt auf der nördlichen Pipelinepiste bei gutem Wetter ist
problemlos, dann auf der asphaltierten Strecke (Matmata-)Douz ins Hotel
20 Mars. Das sauberste, freundlichste und billigste Hotel auf der ganzen Tour,
mitten in der Altstadt von Douz. Den Rest des Tages Ausspannen und Bummeln.
Rundfahrt um Douz, ca. 150km, Asphalt mit Pistenabstechern in den Chott El
Jerid. Das Fahren (und Fliegen) auf dem halbfeuchten und halbfesten Untergrund
dieses vertrocknenden Salzsees ist eine der tollsten Sachen des Urlaubs.
Abends ein eher enttäuschender Besuch auf der großen Düne von Douz.
Mo., 4.10.99
Douz
Andrea und Roland trennen sich von uns, fahren über Tamerza nach Kairouan,
wo wir sie am Mittwoch wiedertreffen wollen. Ziel- und planloser Ausflug
in die Dünen hinter Douz.
Abschied von der angenehmsten Station unserer Reise. Im Süden (Matmata,
Ksar Ghilane, Bir Soltan und vor allem Douz) waren die Leute einfach nur
nett, freundlich und unaufdringlich hilfsbereit; die Kinder haben gestaunt und
gewunken, aber nicht gebettelt oder Steine geworfen. Das alles wird sich in
Richtung Norden zunehmend ändern.
Wir trennen uns heute von Frank, Thomas und Stefan, die drei Wochen in
Tunesien bleiben werden. Frank hütet mit Magenproblemen das Bett, Thomas und
Stefan machen Tamerza als Tagesausflug mit.
Fahrt nach Tamerza: Auf asphaltierter Strecke durch den Chott El Jerid,
wegen Sandsturm wenig zu sehen. Auffahrt in die Berge ganz nett.
Tamerza und das Hotel Les Cascades sind wunderschön gelegen. Die berühmten
Wasserfälle, den Ort an sich und seine Bewohner sowie das Hotel kann man
getrost vergessen. Tamerza rentiert sich nicht.
Die Fahrt nach Kairouan (jetzt nur noch zu dritt, Martin, Michi, und ich)
ist reine Kilometerfresserei. Außer einem guten und billigen Mittagessen an
einem Straßenstand nix erwähnenswertes.
Das Hotel Les Aghlabites, in dem wir uns mit Andrea und Roland wieder treffen
wollten, gibt es nicht mehr, so wird uns gesagt. Stimmt nicht, wie wir später
bei einem Altstadtbummel feststellen. Wir landen im Sabra, o.k., fantastisch
gelegen am Place des Martyrs. Andrea und Roland sind natürlich nicht
aufzufinden.
Kairouan, älteste arabisch-islamische Gründung in Tunesien und
eine der heiligen Städte des Islam, ist lohnenswert. Die Moscheen und
Museen haben wir uns aus Zeitmangel geschenkt, dafür kann man im Souk
(Altstadt) so richtig orientalische Luft a la Kairo oder Istanbul schnuppern.
Die Hauptstraße mit ihren ungebetenen Fremdenführern ist stark touristisch
orientiert, die kleinen Gassen und Handwerkerhöfe sind wirklich sehenswert.
Abends gibts den einzigen heftigen Regen dieses Urlaubs.
Schrecksekunde: Auf einer bergigen Nebenstrecke nach Tunis kommt in einer
Linkskurve ein Sattelschlepper auf unserer Straßenseite entgegen, lenkt
heftig ein, der Auflieger kippelt, schleudert, fängt sich aber Allah sei Dank
wieder. Ich hatte mir schon mal vorsorglich auf dem Abhang rechts einen
Landeplatz ausgeguckt.
Endlich geht das Handy wieder. Anruf von Andrea: Sind im Hotel Bou Fares. In Ordnung.
Sidi Bou Said ist toll gelegen, hoch über dem Meer, aber wegen der Nähe zu
Tunis teuer und tagsüber von Busausflüglern überlaufen.
Fr., 8.10.99
Sidi Bou Said - Tunis / La Goulette (- Genua)
Rückfahrt nach Genua, treffen auf der Fähre etliche Leute, die uns in den
letzten zwei Wochen über den Weg gelaufen sind, wieder. Erfahrungsaustausch.
Andrea und Roland über die Westschweiz in die Pfalz. Martin, Michi und ich bis
Chur. Martin nach Feldkirch zum Autoreisezug, der Rest nach München. Auch
das Wetter spielt nochmal mit.
Die Idee zu dieser Tour hatten Martin, Ingo und
Stephan im Herbst 98.
Die Vorbereitungen, Terminabsprachen etc. liefen im wesentlichen via
Internet.
Die Teilnehmer: Martin aus Wien, Michi und ich (München) kennen uns
schon länger. Frank (Viersen) habe ich auf dem ersten ATFD/
FAT-Treffen 1998
kennegelernt, Thomas (Schwerin) und Stefan (Rostock) hat Stephan, der eigentlich auch
mit nach Tunesien wollte, auf dem zweiten FAT-Treffen angeworben. Andrea (Klagenfurt) und Roland
(Dürkheim) haben sich uns auf der Fähre spontan angeschlossen.
Reisedauer, -zeit und -wetter: Frank, Thomas und Stefan 3 Wochen, der Rest 2 Wochen.
Ende September/Anfang Oktober ist o.k. In Europa wettertechnisch noch fahrbar, in Nordtunesien
angenehm, im Süden erträglich (kaum über 35°, aber nachts sehr stickig; daß
es nachts in der Wüste kalt wird, ist eine pure Lüge!). 2 Sandstürme, 1 x Regen in
Kairouan, Schneeregen am S. Bernardino.
Gesundheit, Verletzungen, Erkrankungen: [under construction - seit über zehn Jahren, ok das wird wohl nix mehr]
Karten, Reiseführer: Von den vielen Karten, die wir dabei hatten, hat sich die
Waiss & Freytag Straßenkarte als die detaillierteste und bzgl. Straßenzustand auch aktuellste
erwiesen (in Südtunesien werden z.Z. ganz heftig Pisten wegasphaltiert). Die berühmten Fliegerkarten
haben wir nicht gebraucht, da wir uns nie allzuweit von Pisten entfernt haben. 2 GPS waren
zur Entfernungsabschätzung und auf nicht beschilderten Nebenpisten ganz hilfreich.
Uneingeschränkt empfehlenswert: Unsere Bibel (=der Tunesien-Reiseführer aus der
Reise-Know-How Reihe).
Fahrstrecke: Meine Gesamtfahrstrecke für diese Tour betrug 3200km, davon 2000
in Tunesien, davon ca. 300 Off-Road/No-Road.
Technisches:
7 Honda Africa Twin der Baujahre 90-99 und eine
Honda Transalp (96).
Reifen: Conti TKC80 (problemlos in allen Lebenslagen), Michelin T63
(vorne auf Schotter etwas unruhig) und Metzler MCE Karoo (brachialer Grip vorne, aber
hinten zu weich, rubbelt auf Schotter runter wie Radiergummi).
Gepäcksysteme: Von nur
Gepäckrolle über Packtaschen, Aluboxen, Givi-Plastikkoffer sowie diversen
Tankrucksäcken/Tankpacktaschen war alles dabei; hat alles ganz gut funktioniert.
Ersatzteile (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Bremsbeläge,
Kupplungsbeläge, Rad- und Lenkkopflager, Benzinpumpe, Luftfilter, Kette, diverse
bruchgefährtdete Hebel, Schläuche, Speichen.
Probleme: 1 x Kupplungsscheiben (s.o.). 1 x Plattfuß (s.o.).
2 x Benzinpumpe (mit Reinigung und Anschleifen der Kontakte behoben), 1 gebrochener
Koffertraüger (in einer Werkstatt in Douz für 2TD geschweißt).
Sonstiges: Einige Twins mit Lampenschutz aus Plexiglas oder Gitter,
abgesägte Windschutzscheiben (Fahrtwindkühlung für Fahrer und geringere
Verletzungsgefahr bei Stürzen), Sturzbügel.