Tagebuch 23.9. - 9.10.99


[Übersicht] [Tagebuch] [Anmerkungen] [Bilder] [up]


Übersicht:


München - Feldkirch - Genua - Tunis - Nabeul - Matmata - Dahar Gebirge - Ksar Ghilane - Bir Soltan - Douz - Chott El Jerid - Tamerza - Kairouan - Sidi Bou Said - Tunis - Genua - München


Do., 23.9.99
München

Frank kommt abends nach München und bricht sich beim Pizzaessen einen Zahn ab.


Fr., 24.9.99
München - Feldkirch

Frank beim Zahnarzt, alles o.k. Mit Michi und Frank Autobahn nach Feldkirch. Jugendherberge.


Sa., 25.9.99
Feldkirch - Genua

Martin kommt mit dem Autoreisezug aus Wien. Frühstück, Abfahrt etwas verspätet, Sauwetter am San Bernardino, Ankunft Genua 14Uhr, Abfahrt Fähre 16Uhr, etwas knapp. Stefan und Thomas sind schon da, damit ist die Kernmannschaft (6 Leute) komplett


So., 26.9.99

(Genua -) Tunis / La Goulette - Nabeul

Nacht auf der Fähre stickig (nie wieder Kabine). Lernen Andrea und Roland sowie Marco kennen. Marco fährt mit 2 Franzosen nach Libyen, Andrea und Roland schließen sich uns an, also sind wir zu acht. Roland hat seinen Paß vergessen und kann kein Französisch (und Arabisch schon gar nicht), Hektik bei den Formalitäten am Hafen, geht am Ende aber alles klar.
Weiterfahrt nach Nabeul, Martin überholt in Baustelle wie Sau, Andrea hinterher und mäht ein Verkehrsschild um. Nix passiert. Steinewerfende Kinder.
Übernachtung in Nabeul im Hotel/Camping Jasmin, angenehm, aber teuer.


Mo., 27.9.99

Nabeul - Matmata

Ab in den Süden! Andreas Transalp zieht das Unglück an - erst die Sache mit dem Verkehrsschild, dann ein Loch im Scheinwerferglas (Steinschlag) und jetzt ein Plattfuß. Schlauchwechsel bei einem Straßencafe mit dutzenden gaffender und bettelnder Kinder.
Matmata Höhlenhotel Les Berbers - nettes Ambiente, aber stickig und Flöhe ohne Ende.
Abends ne kurze Ausfahrt in ein Oued (=Wadi, ausgetrocknetes Flußbett). Roland gibt auf und legt sich auf die Klappe, Martin auch. Aber nix passiert.


Di., 28.9.99

Matmata, Dahar-Gebirge

Rundfahrt durchs Dahar-Gebirge (ca. 200km). Teilweise auf Straße, teiweise Schotterpiste. Nett, aber unspektakulär. Abends noch ein schönes Oued.
Leider ein etwas heftigerer Unfall: An der Tankstelle (=Laden mit gefüllten Benzinkanistern) in Beni Kadesh bestaunen uns einige dutzend Kinder als ein Radfahrer in die Gruppe rast. Ein Kind hat ein Loch im Kopf, wird von Thomas (Beruf: Sanitäter) sofort vor Ort fachgerecht geklammert.


Mi., 29.9.99

Matmata - Ksar Ghilane

Auf einer problemlosen Piste von Matmata nach Bir Soltan. Von dort eine Nebenpiste (nicht die Pipelinestrecke) über Ksar Tarcine nach Ksar Ghilane. Die Nebestrecke ist offensichtlich schon lange nicht mehr befahren (keine Spuren, Ksar Tarcine ist verlassen) und hat weniger, aber dafür heftigere Sandverwehungen als die Pipelinepiste. Etliche harmlose Stürze. Außerdem einige schöne Oued-Durchfahrten. Vor Ksar Ghilane verpassen wir die Haupteinfahrt in die Oase und quälen uns über Dünen und durch Bewässerungsgräben.
Frank und Martin sind hinterher so fertig, daß wir uns entschließen, einen Tag Pause einzulegen. Übernachtung im Camp Le Paradi in Berber- bzw. Militärzelten. In Ordnung, aber touristisch überlaufen.


Do., 30.9.99

Ksar Ghilane

Morgens der Versuch, den Ksar (=Kornspeicher, Ruine außerhalb der Oase) durch die Dünen zu erreichen. Muß wegen zahlreicher Stürze, Ein- und Ausgrabereien sowie beginnender Erschöpfung abgebrochen werden. Martin und Stefan versuchen es am nachmittag nochmal - vergeblich. Den Rest des Tages Ausspannen am Quellteich in der Oase, noch ein bischen Bolzen und Posen im Sand an der Kameltränke. Abends fallen wieder Heerscharen von Safaritouristen aus Djerba mit Jeeps ein.


Fr., 1.10.99

Ksar Ghilane - Bir Soltan

Ein Tag voller Probleme. Zunächst hat die Tankstelle in Ksar Ghilane keinen Sprit, das Tagesziel Douz zu erreichen, könnte eng werden. Dann legt sich Andrea und prellt sich den Fuß, kann aber weiterfahren. Schließlich zieht auf der Pipelinepiste ca. 20km nach Ksar Ghilane ein Sandsturm auf, als Franks Kupplung verreckt. Wir haben Ersatzbeläge dabei und entschließen uns, die Sache vor Ort zu erledigen. Ich opfere mein Zelt, wir schneiden es so zurecht, daß wir Franks Twin einigermaßen sandgeschützt reinlegen können. Frank und Martin tauschen mit wechselnder Assistenz in ca. 4 Stunden die Beläge.
Ca. 20km weiter nördlich an einer Pistenkreuzung liegt Bir Soltan (Bir=Brunnen) mit einem kleinen Cafe als einzigem Gebäde in weitem Umkreis. Douz ist bei Tageslicht nun nicht mehr zu erreichen. Wir treffen im Cafe zwei Motorradfahrer, die dort wegen der schwierigen Straßenverhältnisse aufgegeben haben. Auch wir dürfen im Hof des Cafes übernachten. Außerdem macht uns der Cafe-Betreiber für einen fairen Preis ein Abendessen (Couscous) und ein hervorragendes Früstück. Sein Bruder fährt für 40TD (ungefähr 65DM) über nacht ins 100km entfernte Douz und organisiert Sprit für uns. Ohne diese beiden wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen. Der Laden und seine Betreiber sind eine Empfehlung wert!


Sa., 2.10.99

Bir Soltan - Douz

Die Weiterfahrt auf der nördlichen Pipelinepiste bei gutem Wetter ist problemlos, dann auf der asphaltierten Strecke (Matmata-)Douz ins Hotel 20 Mars. Das sauberste, freundlichste und billigste Hotel auf der ganzen Tour, mitten in der Altstadt von Douz. Den Rest des Tages Ausspannen und Bummeln.


So., 3.10.99

Douz

Rundfahrt um Douz, ca. 150km, Asphalt mit Pistenabstechern in den Chott El Jerid. Das Fahren (und Fliegen) auf dem halbfeuchten und halbfesten Untergrund dieses vertrocknenden Salzsees ist eine der tollsten Sachen des Urlaubs. Abends ein eher enttäuschender Besuch auf der großen Düne von Douz.


Mo., 4.10.99

Douz

Andrea und Roland trennen sich von uns, fahren über Tamerza nach Kairouan, wo wir sie am Mittwoch wiedertreffen wollen. Ziel- und planloser Ausflug in die Dünen hinter Douz.


Di., 5.10.99

Douz - Tamerza

Abschied von der angenehmsten Station unserer Reise. Im Süden (Matmata, Ksar Ghilane, Bir Soltan und vor allem Douz) waren die Leute einfach nur nett, freundlich und unaufdringlich hilfsbereit; die Kinder haben gestaunt und gewunken, aber nicht gebettelt oder Steine geworfen. Das alles wird sich in Richtung Norden zunehmend ändern. Wir trennen uns heute von Frank, Thomas und Stefan, die drei Wochen in Tunesien bleiben werden. Frank hütet mit Magenproblemen das Bett, Thomas und Stefan machen Tamerza als Tagesausflug mit.
Fahrt nach Tamerza: Auf asphaltierter Strecke durch den Chott El Jerid, wegen Sandsturm wenig zu sehen. Auffahrt in die Berge ganz nett.
Tamerza und das Hotel Les Cascades sind wunderschön gelegen. Die berühmten Wasserfälle, den Ort an sich und seine Bewohner sowie das Hotel kann man getrost vergessen. Tamerza rentiert sich nicht.


Mi., 6.10.99

Tamerza - Kairouan

Die Fahrt nach Kairouan (jetzt nur noch zu dritt, Martin, Michi, und ich) ist reine Kilometerfresserei. Außer einem guten und billigen Mittagessen an einem Straßenstand nix erwähnenswertes.
Das Hotel Les Aghlabites, in dem wir uns mit Andrea und Roland wieder treffen wollten, gibt es nicht mehr, so wird uns gesagt. Stimmt nicht, wie wir später bei einem Altstadtbummel feststellen. Wir landen im Sabra, o.k., fantastisch gelegen am Place des Martyrs. Andrea und Roland sind natürlich nicht aufzufinden.
Kairouan, älteste arabisch-islamische Gründung in Tunesien und eine der heiligen Städte des Islam, ist lohnenswert. Die Moscheen und Museen haben wir uns aus Zeitmangel geschenkt, dafür kann man im Souk (Altstadt) so richtig orientalische Luft a la Kairo oder Istanbul schnuppern. Die Hauptstraße mit ihren ungebetenen Fremdenführern ist stark touristisch orientiert, die kleinen Gassen und Handwerkerhöfe sind wirklich sehenswert. Abends gibts den einzigen heftigen Regen dieses Urlaubs.


Do., 7.10.99

Kairouan - Sidi Bou Said

Schrecksekunde: Auf einer bergigen Nebenstrecke nach Tunis kommt in einer Linkskurve ein Sattelschlepper auf unserer Straßenseite entgegen, lenkt heftig ein, der Auflieger kippelt, schleudert, fängt sich aber Allah sei Dank wieder. Ich hatte mir schon mal vorsorglich auf dem Abhang rechts einen Landeplatz ausgeguckt.
Endlich geht das Handy wieder. Anruf von Andrea: Sind im Hotel Bou Fares. In Ordnung. Sidi Bou Said ist toll gelegen, hoch über dem Meer, aber wegen der Nähe zu Tunis teuer und tagsüber von Busausflüglern überlaufen.


Fr., 8.10.99

Sidi Bou Said - Tunis / La Goulette (- Genua)

Rückfahrt nach Genua, treffen auf der Fähre etliche Leute, die uns in den letzten zwei Wochen über den Weg gelaufen sind, wieder. Erfahrungsaustausch.


Sa., 9.10.99
Genua - München

Andrea und Roland über die Westschweiz in die Pfalz. Martin, Michi und ich bis Chur. Martin nach Feldkirch zum Autoreisezug, der Rest nach München. Auch das Wetter spielt nochmal mit.


Mo., 11.10.99, München

Anmerkungen


created 99/10/11
09/12/05
by jr

Rechtliches